John Steinbeck liebte ihn, Toulouse-Lautrec sagte von sich: „Ich bin ein Bleistift gewesen, all meine Tage.“ Modezar Karl Lagerfeld machte es. Der britische Stararchitekt Norman Foster und Nobelpreisträger Günter Grass machten es auch. Sie alle entwerfen und entwarfen ihre ästhetischen Höhenflüge mit einem altmodischen Werkzeug – dem Bleistift.
Der 30. März steht in den USA ganz im Zeichen eines Gebrauchsgegenstands, ohne den vieles – auch im digitalen Zeitalter – wohl kaum jemals zu Papier gebracht worden wäre. Konkret geht es um den Bleistift, den die Vereinigten Staaten mit ihrem nationalen Tag des Bleistifts (engl. National Pencil Day) feiern. Auch wir feiern diesen Tag in unserem Fachgeschäft in München, schauen Sie einfach vorbei, es gibt viel zu entdecken bei ellenwoods in München.
Mal ehrlich, wann haben Sie das letzte Mal tatsächlich einen Bleistift in die Hand genommen? Dieses Schreibwerkzeug stammt formal aus der Zeit, als echtes Blei verwendet wurde (heute bildet Graphit den Kern unserer Holzstifte). Und obwohl sie für viele von uns als ziemlich Low-Tech erscheinen, werden Bleistifte immer noch auf der Grundlage einer reichen Geschichte von Notwendigkeit, Erfindung und schließlich Ästhetik hergestellt und vor allem auch gekauft. Aus ANlasse des National Pencil Day am 30. März haben wir hier ein paar Argumente zusammengestellt, die Sie vielleicht inspirieren.
Wer mit Bleistift schreibt, blickt anders auf die Welt
Veröffentlicht am 12.08.2019. Von Rainer Marx
Wir brauchen mehr Bleistifte und weniger Eddings, findet Weltredakteur Rainer Marx. Denn dieses Schreibutensil ist so viel mehr als nur Holz und Grafit. Ode an den zutiefst missverstandenen Stift des Skeptikers.
Nein, ein Bleistift ist kein Schreib- und Zeichengerät wie jedes andere. Er ist mehr als nur Mittel zum Zweck, kein bloßes Ding, das sich langsam auflöst unter der Klinge eines Anspitzers. Ein Bleistift ist eine Geisteshaltung. Von Henri de Toulouse-Lautrec ist dazu ein sehr aufschlussreicher Satz überliefert: „Ich bin ein Bleistift gewesen, all meine Tage.“ Auch wenn der französische Künstler sicher im Kern etwas anderes gemeint hat, als er das schrieb – nämlich dass er ein Zeichner gewesen ist, stets gerüstet, ein Motiv auf seinem Zeichenblock festzuhalten –, so schwingt in dieser Aussage das Existenzielle mit: dass ein Bleistift irgendwie mit einem Modus des Seins verbandelt ist, einer bestimmten Art und Weise, auf die Welt zu blicken.
Ein Bleistift ist das Utensil des Skeptikers. Er versichert seinem Träger zu jeder Zeit, dass dieser noch im Vollbesitz seiner Zweifel ist. Sein Strich ist vorläufig, jederzeit kann er mittels eines Radiergummis wieder getilgt werden – oder mittels Krümeln von frischem Weißbrot, womit man sich im 17. Jahrhundert behalf. Nahezu makellos lassen sich seine Spuren verwischen, sieht man einmal von den leichten Vertiefungen ab, die er – je nach Härtegrad – auf dem Papier hinterlässt. Der Bleistift ist die stete Erinnerung daran, dass alles auch ganz anders sein könnte.
WER MIT BLEISTIFT SCHREIBT, BLICKT ANDERS AUF DIE WELT, Teil 2
Insofern ist er der Feind alles Definitiven und der natürliche Widersacher des Edding 404. Im Gegensatz zu diesem breitbeinigen Permanentling mit Wahrheitsanspruch feiert der Bleistift das Ephemere, antizipiert die Veränderung aller Dinge, allen Seins, aller Ideen, Thesen und Vorstellungen. Der Bleistift verscheucht das Phantasma des Absoluten. Er ist die materialisierte Vorläufigkeit. Wir brauchen mehr Bleistifte. Und weniger Eddings.
Bleistifte gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Die Karriere dieses außergewöhnlichen Schreibgeräts begann mit der Entdeckung der ersten Grafitmine auf einem Landgut im englischen Borrowdale in Cumberland. Schon der Name dieses Stoffs deutet auf seine ursprüngliche Funktion hin, er leitet sich vom griechischen „graphein“ für „schreiben“ her.
Anfangs wurden einzelne Grafitstücke angespitzt und mit Schnur, Tuch oder Papier umwickelt. Schmale Splitter steckte man auch in Strohhalme oder Rebenzweige, weshalb der Bleistift in der Gegend um Cumberland auch „Rebe“ genannt wurde.
Es waren Schreiner, die das Grafit schließlich in Holzkörper fassten und die ersten Stifte fabrizierten. Das Holz wurde dazu längs halbiert und eine Rinne hineingefräßt, die dann mit einem langen oder mehreren kurzen Grafitsplittern gefüllt wurde, bevor die beiden Teile wieder zusammengefügt und verleimt wurden.
Das beste Holz für einen Bleistift lieferte die rote Zeder. Es ist leicht, weich, lässt sich gut verarbeiten und sauber mit dem Anspitzer schneiden, ohne dass es bröckelt oder spleißt. Der Baum wächst in Florida oder Alabama. Als der Bedarf Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr gedeckt werden konnte, wich man auf andere Hölzer aus, Kolorado-Tanne etwa oder Gmelina.
Der Bleistift ist Teil eines kreativen Prozesses, der ohne ihn nicht möglich wäre. Der Grund ist kein technischer, materieller oder ästhetischer, sondern ein rein psychologischer. Eine Untersuchung unter Ingenieuren in den späten 1980er-Jahren hat das auf frappierende Weise offen gelegt. Die Probanden wurden gebeten, statt wie gewohnt mit einem Bleistift ihre Gedanken oder Projektierungen mittels eines Kugelschreibers oder Füllers niederzulegen.
WER MIT BLEISTIFT SCHREIBT, BLICKT ANDERS AUF DIE WELT, Teil 3
Diese kleine Veränderung blockierte die Teilnehmer in ihrem Tun massiv. Sie wurden zögerlich, kamen nicht in Schwung. Die Tatsache, dass ein einmal gesetzter Strich nicht mehr ohne Weiteres zu revidieren war, hemmte offenbar den kreativen Prozess. Der Umstand, dass ein Bleistift potenziell keine Spuren hinterlässt, ermöglichte es den Probanden erst, dauerhaft Spuren zu hinterlassen.
Das hochwertige Grafit aus Borrosdale war lange Zeit einzigartig und ein ebenso begehrter wie teurer Rohstoff, weshalb es immer wieder zu Diebstählen und Plünderungen der Mine kam. Je weiter die Grafit-Vorräte zu Neige zu gehen drohten, desto intensiver dachten die Bleistifthersteller über Alternativen nach. 1795 schließlich wurde das sogenannten Conté-Verfahren patentiert, bei dem fein pulverisiertes Grafit mit Ton und Wasser gemischt, die Masse getrocknet und dann gebrannt wurde.
Dieses Verfahren sparte nicht nur ein Menge des teuren Rohstoffs, man war nun auch in der Lage, verschiedene Härten zu produzieren. 21 Härtegrade gibt es heute, von 10H bis 9B, also von ultrahart bis butterweich. Je mehr Grafit die Mine enthält, desto weicher ist der Stift und desto dunkler sein Strich.
Wer einmal gespürt hat, wie beim Zeichnen der Schwung der Hand den Bewegungen des Auges zu folgen beginnt oder wie sich beim Schreiben eine Synchronizität zwischen der Bewegung der Hand und dem Fluss der Gedanken einstellt, eine Synchroniziät, die erst durch das perfekte Zusammenspiel vom Druck der Finger und dem Härtegrad des Stiftes ermöglicht wird, möchte nie wieder einen Kugelschreiber zur Hand nehmen oder auf eine schmutzige Tastatur einhämmern.
Dennoch gilt der Bleistift vielen als ein Anachronismus aus dem Reich des Analogen. Welch ein Missverständnis.
WER MIT BLEISTIFT SCHREIBT, BLICKT ANDERS AUF DIE WELT, TEIL 4
Dass der Bleistift oft missverstanden wird, ist tief in seiner Geschichte verankert. Bereits sein Name rührt von einem Missverständnis her. Nichts ist aus Blei an einem solchen Stift. Die Bezeichnung geht zurück auf die ersten Bleigriffel, mit denen geschrieben worden ist, sowie auf das deutsche Wort für Grafit, das „Bleiweiß“ lautete und die irrtümliche Beschreibung des Stoffs als weißes, bleiähnliches Metall zum Hintergrund hat.
Wer mit einem Bleistift schreibt und verfolgt, wie sich die feinen Partikel des Grafits auf dem Papier zu Buchstaben formen, zu Wörtern, Sätzen und schließlich Sinn, wird immer wieder daran erinnert, dass es um Kohlenstoff geht, also um die Grundlage des Lebens selbst, und dass es nur auf die räumliche Ordnung der Atome im Kristallgitter ankommt, ob aus Kohlenstoff Grafit oder ein Diamant wird. Ein kleiner Unterschied nur – mit enormen Konsequenzen. Es ist genau wie mit dem Wert der Wörter: Je nachdem wie sie angeordnet sind, lassen sie einen völlig ratlos zurück oder brennen sich für immer ins Gedächtnis ein.
Dem Bleistift wird nachgesagt, er sei ein Weichei, ein Drückeberger, der sich immer genau dann aus der Affäre zöge, wenn es wirklich ernst werde. Bei Verträgen etwa, offiziellen Dokumenten, Klausuren. Und derjenige, der ihn benutzt, dieser Zweifler, sei ein Pessimist, ein Bremser, Defätist, Spielverderber.
Ganz abgesehen davon, dass die Psychologin Julie Norem in ihrem Buch „The positive power of negative thinking“ nachgewiesen hat, dass es nicht die Zufriedenen und Glücklichen sind, die Erfolg haben im Leben, sondern die Zweifler, Nörgler, Schwarzmaler, und dass es die Schlechtgelaunten, ja die Depressiven sind, die die besseren rationalen Entscheidungen treffen, wie Psychologen der Universität Basel in mehreren jüngeren Studie zeigen konnten, ganz abgesehen davon also sind es oft Künstler, Designer und Ingenieure, die sich eines Bleistiftes bedienen. Und was könnte von tieferem Ernst sein, als eine Brücke zu entwerfen, ein neues Möbel, eine andere Welt?
Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG
„Just the pure luxury of long beautiful pencils charges me with energy and invention.”
For John Steinbeck, there was no better tool for writing. As he explains to editor Pascal Covici in Journal of a Novel: The East of Eden Letters:
“I am ready and the words are beginning to well up and come crawling down my pencil and drip on the paper. And I am filled with excitement as though this were a real birth.”
Kleiner Bleistift
von Daniel Lenski,
Die Geschichte vom kleinen Bleistift hat mich nachdenklich gemacht. Sie stammt von Arun Gandhi, dem Enkel des berühmten Mahatma Gandhi. Arun ist zeitweise bei seinem Großvater aufgewachsen. An einem Tag kam der junge Arun am Ende eines Schuljahres nach Hause. Der Bleistift, mit dem er in der Schule geschrieben hat, war immer kleiner geworden.
Er dachte sich: Nach so langer Zeit habe ich mir einen größeren Bleistift verdient. Einen großen, wie ihn auch meine Mitschüler haben. Er wirft seinen kleinen Bleistift auf die Erde und geht ins Haus. Am Abend bittet er seinen Großvater Mahatma Gandhi um einen neuen großen Bleistift. Dieser schaut ihn verwundert an.
Anstatt ihm einen neuen Stift zu geben, sagt Mahatma Gandhi seinem Enkel: Such den alten! Der kleine Arun denkt, sein Großvater macht Scherze. Schließlich ist es dunkel geworden, und wo genau er den Stift hingeworfen hat, weiß er nicht mehr. Aber Großvater Mahatma drückt ihm eine Taschenlampe in die Hand und trägt ihm auf, den Stift zu suchen.
Zwei Stunden braucht Arun, bis er den kleinen Stummel in der Dunkelheit auf der Erde findet. Als er ihn ins Haus bringt, beginnt Mahatma Gandhi mit der eigentlichen Lektion: Weißt du, sagt er zu seinem Enkel, in diesem Bleistift stecken die Ressourcen unserer Erde. Bäume sind dafür gefällt, Graphit gepresst worden.
Wenn wir diese Gabe der Natur unbeachtet wegwerfen, tun wir unserer Schöpfung Gewalt an. Außerdem haben Menschen daran gearbeitet. Wenn wir die Mühe ihrer Arbeit grundlos zerstören, tun wir auch ihnen Gewalt an.
Die Geschichte vom kleinen Bleistift macht mich nachdenklich. Bei ihr geht es um die Ressourcen der Schöpfung und die Gegenstände, die Menschen daraus machen. Ich blicke auf meinen eigenen Papierkorb mit der Zeitung von letzter Woche. Mein Blick auf das Altpapier verändert sich auf einmal, wenn ich mich frage, wie der Baum ausgesehen hat, der dafür sein Holz hergeben musste. Und wie viele Menschen das Papier bereits in der Hand gehalten haben, bis es zur Zeitung wurde.
Dem kleinen Arun Gandhi wurde sein Bleistiftstummel mit der Zeit immer wichtiger. Auch mir tut es gut, eine andere Beziehung zu den Gegenständen meines Alltags aufzubauen. Das hilft mir, ihren Wert neu wertzuschätzen.
Perfekter Bleistift Magnum Black Edition
Mit seiner extra dicken und angenehm weichen 4B Mine sorgt der Perfekte Bleistift im Magnum-Format für ein besonders ausdrucksstarkes Schriftbild und eignet sich hervorragend zum Skizzieren. Die „Black Edition“ zeichnet sich durch eine widerstandsfähige, anthrazitfarbene Oberflächen-Beschichtung aus Titan aus, die sich harmonisch mit dem kannelierten, schwarzen Bleistift im Magnum-Format verbindet.
Eine kleine, exemplarische Auswahl berühmter Bleistiftnutzer:
Thomas Alva Edison (1847 – 1931) bevorzugte eigens für ihn angefertigte Bleistifte der Marke bzw. des Herstellers Eagle Pencil, die 7,62 Zentimeter lang, etwas dicker als die Standardmodelle waren und über eine Mine aus besonders weichem Graphit verfügten.
Vincent van Gogh (1853 – 1890) benutze ausschließlich Bleistifte des Herstellers Faber.
Der US-amerikanische Schriftsteller John Steinbeck (1902- 1968) galt als obsessiver Bleistiftschreiber. So wird berichtet, dass er pro Tag ca. 60 verschiedene Bleistifte in Gebrauch hatte und er bei der Niederschrift seines Romans Jenseits von Eden (engl. East of Eden – 1953) über 300 Stifte verbraucht haben soll.
Der Schriftsteller Vladimir Nabokov (1899 – 1977) schrieb alle seine Werke mit Bleistift, soll hier vor allem aber die heute gefeierte Funktion des eingebauten Radiergummis genutzt haben.
Quelle: https://www.kuriose-feiertage.de/tag-des-bleistifts/
Die Edelholz-Bleistifte von Caran d’Ache
Wir feiern am 30. März den Tag des Bleistiftes in unserem Fachgeschäft in München, Schwabing. Besuchen Sie uns, wir zeigen Ihnen gerne unsere große Auswahl außergewöhnlich Bleistifte führender Markenhersteller.